„Job Hopping“, ein Begriff für das häufige Wechseln des Arbeitsplatzes, wurde gerade Ende der 1990er Jahre aus der Not heraus geboren, wo es an qualifizierten Arbeitskräften mangelte und dies eine gute Möglichkeit war um Karriere zu machen.
Doch ist Job Hopping heute noch zeitgemäß? Ist Job Hopping gerade im Vertrieb ein passabler Weg auf der Karriereleiter nach oben zu kommen oder eher ein Verlust der eigenen Identität?
Bereichert ein häufiges Wechseln des Arbeitgebers im Vertrieb das eigene Portfolio oder stempelt es einen Vertriebler zur Nutte im Nadelstreif, der sogar seine eigene Schwiegermutter verkauft, ab?
Lassen sie mich mit folgender Geschichte meine Sicht der Dinge darlegen.
Ein mir bekannter Top Verkäufer, betrieb während seiner ganzen Berufslaufbahn schon Job Hopping. Kein Arbeitgeber konnte ihn langfristig fesseln. Stets punktetet er bei seinen Wechseln – auch zwischen direkten Mitbewerbern – mit seiner Erfahrung und mit seinen Zugängen zu Entscheidungsträgern. Nach einigen Jahren kam es dann wie es kommen musste; er tauchte wieder einmal unter neuer Fahne segelnd bei einem „seiner“ Kunden auf und wollte sich und seinen neuen Arbeitgeber vorstellen. Nach kurzer Einleitung öffnete sein Gegenüber das Fach des Schreibtisches und kramte einen ansehnlichen Packen an Visitenkarten hervor. „Schauen sie her!“ sagte er und begann eine Visitenkarten nach der anderen, jede mit dem selben Namen, wie Atout Asse auf den Tisch zu blättern. „Firma A – Firma B – wieder Firma A – Firma C – wiederum Firma A – Firma D – jetzt Firma E! Mit welcher Karte kommen sie in einem Jahr?“ Das hatte gesessen!
Die Botschaft war eindeutig! „Jedes mal wenn sie auftauchen, erzählen sie mir aufs neue, dass ihr jetziges Angebot das einzig wahre sei – und mit der nächsten Visitenkarte stellen sie unser letztes Geschäft und ihr letztes Angebot in Frage!“
Gerade im Vertrieb und speziell im Vertrieb von Investitionsgütern, wo es um langfristige Zusammenarbeit und Vertrauen geht, ist Job Hopping der Vertrauenskiller! Wie wir wissen, verkaufen wir ja nicht nur Produkte und Dienstleistungen, viel mehr hängt der Verkaufserfolg von der Person und dem Vertrauen, das diese aufbauen kann, ab. Oft wirkt der Job Hopper wie ein Lebenspartner, der schon zum x-ten Mal die salbungsvollen Worte „…bis das der Tod uns scheidet!“ gesprochen hatte! Wie eine Prostituierte, die für genügend Geld jedem zärtlich „Ich liebe dich!“ ins Ohr flüstert!
Aus Unternehmenssicht bzw. aus Sicht der Vertriebsleitung ist hier unbedingt abzuwägen, welches Bild ihr Mann oder ihre Frau an der Front vom Unternehmen nach aussen tragen soll! Und immer mehr Unternehmen tun das! Wie kriegsentscheidend ist es, einen Mitarbeiter zu haben, der bei vielen potenziellen Kunden ein und aus geht. Oder wie schlecht ist es für das Image des Unternehmens, eine solche Nutte im Nadelstreif als Repräsentant des Unternehmens einzustellen.
Ist es bei kurzfristig wirksamen Geschäften bzw. austauschbaren Gütern meist der Preis, der hier entscheidet, so stehen bei Investitionsgütern Parameter wie Verlässlichkeit, langfristige Partnerschaft und Vertrauen im Vordergrund. Gerade diese entscheidenden Faktoren stellen die Integrität eines Unternehmens in Frage oder unterstreichen sie! Auch wenn noch so gut und schlüssig für den Kopf argumentiert wird, bleibt doch im Bauch das ungute Gefühl von Unseriösität zurück. Frei nach dem Sprichwort „Wie der Herr so´s G´scherr!“ (1)
(1) (Das Sprichwort geht vermutlich auf den Satz Qualis dominus, talis et servus (Wie der Herr, so auch der Sklave) aus den Satirae des Satirikers Titus Petronius zurück) Quelle: Duden – Redewendungen