Wir erinnern uns alle noch an die Zeiten, wo man Verkäufer in der Schar aller anderen mühelos erkennen konnte. Dunkler Anzug, weisses Hemd, gestärkter Kragen und die Krawatte durfte natürlich nicht fehlen!

Doch wie sieht es heute aus? Kommt man sich als Verkäufer im Sonntagsstaat nicht manches mal etwas „overdressed“ vor? Insbesondere dann, wenn man in kleineren Unternehmen vorstellig wird und der Chef oder Eigentümer des Unternehmens lässig im Poloshirt gegenüber sitzt!

Soll man, gerade im Vertrieb noch immer auf einer „standesgemäßen“ Kleidung und der obligaten Krawatte beharren oder doch etwas „hemdsärmeliger“ erscheinen. Steht die lässige Bekleidung nur Kunden zu oder soll sich der Verkäufer seinen Kunden anpassen?

Wirkt eine geschniegelter Verkäufer herablassend auf seine potenziellen Kunden oder gehört der Anzug samt Karwatte einfach zum Verkäufer dazu, wie der Blaumann zum Automechaniker?

Meiner Erfahrung nach ist es wohl mit und ohne Krawatte bzw. Anzug ein Lotteriespiel, wie der erste Eindruck bei potenziellen Kunden ankommt. Doch wie soll man sich nun richtig anziehen?

Nun ich denke, wie generell beim Auftritt auf der Bühne des Geschäftslebens sollte die Authenzität und vor allem das Gesamtbild im Vordergrund stehen! Ich habe schon erlebt, dass Kollegen im sündteuren Massanzug mit passendem Hemd und Krawatte – aber ausgelatschten undgeputzten Schuhen aufgetaucht sind. Dies erweckt höchstwahrscheinlich einen ebenso unprofessionellen Eindruck wie Jeans und Sneakers! Ein gepflegtes Äußeres ist Pflicht!

Generell, denke ich stellt sich die Frage „Krawatte ja oder nein?“ im täglichen Berufsleben ohnehin nur selten. Ja, es mag sein, dass der erste Eindruck massgeblich vom ersten Auftritt oder Outfit beeinflusst wird, jedoch hilft der beste Anzug nichts, wenn eine Flasche drinsteckt! Und glauben sie mir, sie werden schneller enttarnt als ihnen lieb ist!

Wichtig ist aus meiner Sicht ein „Gleichgewicht“ zwischen den beiden Geschäftspartnern. Klar wirkt ein dunkler Anzug mit Krawatte um einiges seriöser als Jeans und Poloshirt. Doch wenn beide Geschäftspartner vom äußeren Auftritt „gleichwertig“ erscheinen, ist die Sache im Lot.

Ein zweiter, noch wichtigerer Aspekt ist der Anlass des Treffens. So wäre ein Auftritt im lässigen T-shirt und kurzer Hose beim abendlichen Geschäftsessen ein Fauxpas der ersten Klasse.

Gerade im Vertrieb sollten wir bedenken, dass unser Erscheinungsbild dem Anlass entsprechend angepasst sein sollte. So ist zum Beispiel ein heller Anzug mit oder ohne Krawatte beim Erstbesuch ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem Geschäftspartner! Ein passendes Trachtensakko im ländlichen Gebiet wird ebenso gerne gesehen. Wichtig zu beachten ist hier, dass die „Verkleidung“ in die wir schlüpfen hier eine Signalwirkung hat, bzw. haben soll. Diese Bedeutung des Outfits würde ich frei von der Leber mal den Uniformen der Machthaber in früheren Zeiten zuschreiben. So signalisiert beispielsweise ein dunkler Anzug bei Verhandlungen durchaus, dass die Lage nun „ernst“ ist. Diesen Umstand sollten wir uns insoferne zu nutze machen, als dass wir mit dem Outfit die Ernsthaftigkeit, bzw. unsere Verhandlungsbereitschaft signalisieren können. Ein heller Anzug vielleicht auch noch ohne Krawatte getragen, ist für einen „normalen“ Businesstermin durchaus angemessen (soferne man sich  nicht gerade dem Vorstandsdirektor eine Bank gegenüber wähnt). Mit zunehmendem Fortschritt des Geschäftsverlaufs kann man seine „Uniform“ durchaus immer dunkler und „ernster“ wählen, was dem Geschäftspartner signalisert, wann der Tag der Entscheidung gekommen ist.

Ebenso ist es wohl auch selbstverständlich, dass egal welches Outfit gerade gewählt wurde, ein gepflegtes Äusseres eine Grundvoraussetzung dafür ist, ernst genommen zu werden – und glauben sie mir ich habe schon dunkle Sakkos mit Schweißflecken erlebt!

Zusammenfassend sind aus meiner Sicht folgende Aspekte zu beachten:

-Ein gepflegtes Äußeres ist Grundvoraussetzung für jeden Geschäftstermin!
-Ersttermine mit „wertschätzendem“ nicht zu elegantem Anzug!
-Kleidung für folgende Termine dem Geschäftspartner anpassen!
-Situationsbedingtes Outfit anstatt des „einheitsgrauen“ Anzugs mit der Krawatte von Mami!
-Kleiden sie sich authentisch und zu ihrem Unternehmen bzw. Angebot passend!
-Je ernster die Lage, desto dunkler die Kleidung!

Und für den Notfall, wenn die Krawatte im Auto liegt, obwohl sie eigentlich sein „müsste“ – ziehen sie sich mit Humor und Charme aus der Affäre.
Ein Bekannter von mir hatte einmal in so einer Situation folgenden Ausspruch getätigt: „Es ist kein Zeichen von Geringschätzung, wenn ich keine Krawatte trage. Viel mehr bin ich der Meinung, dass man  sich, wenn man neue Wege gehen will, von allem befreien sollte, was einen beengt!“